Heute lernst du im 3. Teil der Vierer-Reihe „Toxische Chefs“, wie du besser mit dem „Hyper-Rationalen“ zusammenarbeitest.

 

Willkommen in der Welt des Hyper-Rationalen:

Stolz präsentierst du deinem Chef dein Marketing-Konzept. Von ihr kommt als erstes: die statistische Analyse ist nicht detailliert genug und die Erfolgsprognosen hast du viel zu vage formuliert.

Du hast dich beim Projekt richtig engagiert und eine sehr wichtige Rolle für den Erfolg gespielt. Im Feedbackgespräch mit deinem Chef hoffst du auf Rückmeldung, wie du dich persönlich noch weiterentwickeln kannst. Er aber fokussiert nur auf die Schwachstellen in deiner Arbeit und betont die Bereiche, die nicht den quantitativen Zielen entsprachen.

Egal, wie sehr du dich anstrengst, du bekommst kaum positives Feedback. Dein Chef lässt dich im Unklaren darüber, was du gut gemacht hast. Deine Selbstzweifel schlagen Purzelbäume.

 

Hier kommt dein Kompass für den Hyper-Rationalen

Ein Chef, der hyper-rational ist, handelt fast immer logisch und liebt analytische Denkprozesse. Emotionen und persönliche Befindlichkeiten bei der Arbeit blendet er gerne aus. Zahlen, Daten, Fakten sind seine Welt.

1 + 1 = 2

Das ist seine bevorzugte Art, an inhaltliche Herausforderungen und menschliche Probleme heranzugehen. Er drückt sich gerne klar und präzise aus – verbessert auch andere gerne, wenn sie zu ungenau formulieren.

Er liebt Effizienz und Produktivität.
Prozesse müssen immer optimiert werden.
Zeit- und Ressourcenverschwendung sind ihm ein Graus.

 

Der Hyper-Rationale erwartet, dass du deine Ideen ebenfalls rational und gut durchdacht präsentierst

Er hasst Abschweifungen. Emotionale Ausbrüche vor Freude oder Frust erzeugen bei ihm großes Unbehagen. Man sieht es ihm fast körperlich an, wie er sich in solchen Situationen windet.

Er braucht seine Zahlen, Daten, Fakten, weil sie für ihn kontrollierbar sind. Wenn 1 + 1 = 2 ergibt, ist das Ergebnis vorhersehbar. Keine Überraschungen oder wolkige Gefühlserklärungen.

Alles im Griff und erklärbar!

 

Der Hyper-Rationale fürchtet sich vor Kontrollverlust

Er ist so faktenverliebt, weil eine frühere Entscheidung aufgrund fehlender objektiver Daten fehlschlug. Seine scheinbar spontane oder emotionale Entscheidung hatte aus seiner Sicht katastrophale Auswirkungen.

Jetzt verlässt er sich ausschließlich auf rationale Fakten, um jegliches Risiko zu minimieren.

 

Er will auf keinen Fall mehr zur Zielscheibe für Kritik werden.

Deshalb klammert er sich an Fakten.
Deshalb blendet er jegliche menschliche Komponente aus.
Deshalb glaubt er, dass seine analytischen Fähigkeiten seine Stärke sind.

Hey, merkst du, wie sich deine Schultern anspannen, um jede Gefühlsregung zu unterdrücken? Denkt dein Hirn auf Hochtouren, um keine Fakten zu übersehen? Misstraust du schon deinem Bauchgefühl?

 

Was für eine Anstrengung!

Der Hyper-Rationale will über alles und jeden die Kontrolle haben. Er traut nur den Fakten. Er geht menschlichen Themen aus dem Weg. Er baut sich den Ruf auf „Inhaltlich brillant, aber menschlich wie ein Eisblock“.

 

Mit meiner bewährten Methode „ARAS“ aus der Hyper-Rationaler-Falle

Awareness – Im Coaching arbeite ich mit meinen Hyper-Rationalen-Klienten zunächst an ihrer Awareness für ihr Denken und Handeln. Er erkennt, dass seine Vorliebe für Fakten ihn bis zu diesem Punkt in seiner Karriere gebracht hat, er aber sein Team abgehängt hat. Es besteht Handlungsbedarf.

Reflection – Mit der Reflexion kann er einordnen, welche Erlebnisse dazu führten, dass er das Emotionale im Job vermeidet. Er erkennt die Ursachen für seine Unsicherheit und seinen Fokus auf die analytischen Aspekte.

Sobald er Zugang zu seinen eigenen Emotionen gefunden hat, tritt die erste Entspannung ein. Emotionen sind selten so überwältigend, dass man sie dauerhaft ausblenden muss.

Mit passenden Achtsamkeitsübungen, verbessert sich der Zugang zu seinen Gefühlen und er sieht sie als Quelle für wichtige Informationen über Motive, Hindernisse und Chancen für seine Entscheidungsfindung.

Action – Als nächster Schritt hat sich bewährt, dass der Hyper-Rationale beginnt, seinem Team situatives Feedback zu geben und bewusst darauf zu achten, dieses sehr persönlich und wertschätzend zu formulieren.

Er macht dabei die Erfahrung, dass sein Team dies sehr positiv aufnimmt. Die befürchtete Katastrophe fällt aus. Der Hyper-Rationale fasst zunehmend Selbstvertrauen.

Sustainability – Er integriert einige Achtsamkeitsübungen in seinen Alltag, um seine emotionale Awareness nachhaltig auszubauen. Außerdem achtet er darauf, sich regelmäßig mit seinem Team über persönliche Themen auszutauschen und sie in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen.

Er reflektiert regelmäßig seinen inneren Prozessfortschritt, wofür er auch gerne seine persönliche Pro-und-Con-Liste einsetzen darf.

 

Hyper-Rationale haben auch Gefühle

Falls du mit einem Hyper-Rationalen arbeitest, denke immer daran, dass er auch Gefühle hat  – wie du und ich.

Meine Erklärungen helfen dir, ihn und sein Verhalten besser einzuordnen und empathischer zu reagieren. Da er die Beziehungsthemen erstmal meidet, bleib geduldig, wenn du solche Themen mit ihm besprechen möchtest.

Gib ihm die Sicherheit, dass du nicht sofort wie ein Gefühlsvulkan ausbrichst, sondern in Ruhe mit ihm über persönliche Themen sprechen kannst.

Liefere ihm zuerst Fakten und schwenke dann auf die Beziehungsebene um. Fordere aktiv Feedback über deine persönliche Weiterentwicklung ein, wenn er es mal wieder vergisst.

Was hast du mit Hyper-Rationalen ausprobiert?

Im nächsten Newsletter liest du über den 4. Typ toxischer Chefs: der Perfektionist.

Hier kannst du  nochmal den Kompass für den toxischen Chef Mikromanager und Hyper-Achiever nachlesen.