Wie Sie emotionale Erschöpfung vermeiden.

Die Idee für diesen Artikel entstand, als ich vor einigen Monaten völlig erschöpft und innerlich leer auf meinem Sofa lag und darüber nachdachte, wie es dazu gekommen war. Ich fühlte mich antriebslos. Viele Gespräche und Aufgaben erledigte ich im Autopilot-Modus. Echte Freude kam nicht auf. Für neue Konzepte fehlte mir die nötige Inspiration. Ich kam zu dem Schluss, dass ich mich in den letzten Wochen einfach zu stark ausgepowert hatte. Ich war überarbeitet. Meine Antriebslosigkeit würde bestimmt verschwinden, wenn ich nur ausreichend schlafen und mich ausruhen würde. Aber, dem war nicht so.

So auf dem Sofa liegend las ich den Newsletter von 7MIND, deren Meditations-App ich nutze, über Ursachen von Burnout. Darin wurde ein Symptom aufgeführt, das bei mir sofort eine starke Resonanz auslöste.

Mir wurde schlagartig klar, was los war: ich fühlte mich „emotional erschöpft“!

Es ging nicht um körperliche Erschöpfung, sondern um eine emotionale und mentale Leere, die durch Überforderung der emotionalen Wahrnehmung entstanden war.

Diese Erkenntnis schlug bei mir ein wie ein Blitz und ich begann über emotionale Erschöpfung nachzudenken. Dabei stellte ich als erstes fest, dass es viel einfacher ist, die körperliche Erschöpfung zu beschreiben.

Körperliche Erschöpfung kennt jeder von uns

Es sind Situationen, in denen Sie sich vorher ausgepowert haben, zu lange über Ihre physischen Grenzen gegangen sind, sich zu wenig Ruhe- und Erholungsphasen gegönnt haben und Signale Ihres Körpers weitestgehend ignoriert haben. Immer weitermachen, immer höher, immer mehr und immer schneller.

Der Körper sendet währenddessen kontinuierliche Zeichen der Ermüdung und Erschöpfung, die Sie aber ignorieren. Müdigkeit wird gerne mit Kaffee übertüncht. Den Hunger oder Durst kann man ignorieren. Verspannungen oder Rückenschmerzen werden schnell mal wegmassiert. Außer Atem erreichen Sie dann das Ziel und wie die Läufer beim Marathon klappen Sie beim Durchlaufen der Ziellinie völlig erschöpft zusammen.

Gilt das auch für unsere Emotionen?

Emotionen sind untrennbar mit uns Menschen verbunden. Auch, wenn Sie sich als besonders analytisch beschreiben würden, besitzen Sie Emotionen. Jeder kann Freude, Trauer, Wut, Enttäuschung, Liebe, Stolz oder Angst empfinden. Die Intensität kann allerdings individuell sehr unterschiedlich sein.

Es gibt Menschen, die haben einen sehr leichten Zugang zu ihren Emotionen. Sie reagieren schnell und manchmal oft sehr emotional. Man weiß immer, in welcher Stimmung sie sind und erhält sofort eine emotionale Reaktion auf seine Bemerkungen oder sein Verhalten. Freude wird genauso expressiv ausgedrückt wie Frustration oder Wut. Da rollen dann auch manchmal die Tränen oder man wird stürmisch umarmt. Launische Typen sitzen mit einer beleidigten Miene da und verströmen schlechte Stimmung. Frohnaturen, tragen ihr Lachen und ihre gute Laune auf der Zunge.

Auf der anderen Seite kennen wir alle Menschen, die mit ihren Emotionen eher zurückhaltend sind. Sie zeigen nicht gerne, was in ihnen vorgeht, sondern wahren das Gesicht und reagieren sehr verhalten, wenn ihr Gegenüber emotional agiert. Es ist ihnen unangenehm über eigene Emotionen zu sprechen und sie tun sich meistens schwer damit, mit Emotionen anderer angemessen umzugehen. Gefühlsausbrüche werden als bedrohlich wahrgenommen. Deswegen neigen sie dazu, diese zu ignorieren und stattdessen auf der Sachebene zu bleiben. Auf die Frage „Was geht in dir vor?“ oder „Was fühlst du jetzt?“ kommt entweder ein verständnisloser Blick oder die Antwort „Nichts, was soll ich denn fühlen?“

Wir sind mit unseren Emotionen permanent auf Empfang

Wir alle kennen die intellektuelle Dauerbeschäftigung nur zu gut. Unsere Gedanken drehen sich ständig im Kreis, oder wir beschäftigen uns intensiv mit einer Materie, oder lösen gerade ein bestimmtes Problem. Mit Autogenem Training, Meditation, Sport, Schweigewochen etc. versuchen wir, die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Nur mit unseren Emotionen gehen wir ziemlich sorglos um.

Machen wir uns klar: wir empfangen permanent emotionale Informationen und Impulse.

Jede News und Begegnung löst auch Gefühle in uns aus! Große Ereignisse wie z.B. Krisen, Olympiaden oder königliche Hochzeiten können Bestürzung, Furcht, Freude, Überraschung oder Trauer auslösen, wenn wir zuschauen oder darüber hören. Unsere emotionalen Fühler prüfen pemanent, wie die Stimmung unseres Gegenübers ist, ob jemand bedrohliche oder freundschaftliche Signale aussendet, oder wie mein eigenes Verhalten auf andere wirkt.
Am Ende sind wir alle Menschen, die ihre Gefühle und Emotionen nicht bei Arbeitsantritt abgeben, sondern den ganzen Tag von ihnen begleitet und geführt werden. Emotionen wollen gefühlt werden. Wenn wir sie dauernd unterdrücken oder ignorieren, kostet das viel Energie. Ähnlich wie das Ignorieren körperlicher Erschöpfung. Deshalb ist es wichtig, unseren Emotionen Raum und Platz schenken.

Es wird also Zeit, unseren Emotionen mit Rücksicht und Achtsamkeit zu begegnen.

So, wie Sie täglich meditieren oder Entspannungstechniken üben, könnten Sie auch Zeit für Ihre Emotionen einplanen. Gönnen wir unseren Emotionen eine Pause, indem wir unsere Emotionale Selbstwahrnehmung schulen. Einige von uns erprobte Tipps für Ihre Emotionale Selbstwahrnehmung finden Sie in den farbigen Kästen. So bleibt Ihr emotionaler Akku voll und Sie kommen mental fitter durch den Tag.