Kennst du das auch: ein Unternehmen möchte zur Normalität zurückkehren. Doch die Mitarbeiter spielen nicht mit. Sie rebellieren, weigern sich sogar, ins Büro zurückzukehren? Dann lies über vier Faktoren, die dir helfen, die Zugehörigkeit in deinen Teams wieder herzustellen.

Viele Unternehmen stehen an der Schwelle zum hybriden Arbeiten oder es ist bereits gelebte Wirklichkeit, auch wenn man das gar nicht wollte, als letztes Jahr für alle Homeoffice verordnet wurde.

Homeoffice führte anfangs zu einem Effizienzgewinn, doch dann schwächelte die Leistungskurve. Vor allem Tätigkeiten, die Koordinierung erfordern, leiden in der Distanz. Der kompensatorische Kommunikationsaufwand für Führungskräfte und Teams ist enorm hoch.

In der hybriden Arbeitswelt entdecken wir Bereiche, die neu sind und in denen wir uns erstmal nicht besonders kompetent fühlen. Es gibt immer noch ausreichend viele Menschen, die keine Super Experten bei Videokonferenzen sind oder die sich immer noch schwertun, die Fülle an digitalen Informationen zu filtern und sinnvoll zu verteilen. Das klingt vielleicht nach keiner großen Sache, aber das Gefühl, nicht so kompetent zu sein, wie die Kollegen, kratzt am Selbstbewusstsein.

Daraus kann sich Widerstand regen und schon sehen wir die vielen Symptome von „widerwilligen“ Mitarbeitern, die hybrides Arbeiten nicht wirklich wollen.

Wenn wir uns umhören, spüren wir bei vielen Menschen eine große Resignation. So viele große und kleine Probleme in unserem umgekrempelten (Arbeits-)Leben, bei denen wir uns manchmal hilflos fühlen, weil wir von der Komplexität überfordert werden.

Gleichzeitig finden wir im Job auch viele Neuerungen gut. Wir Menschen gewöhnen uns schnell an neue Umstände und einmal erlebte Vorteile geben wir nicht mehr ab: Keine Zeitverschwendung durch Anfahrten mehr, freie Einteilung der Arbeitszeiten, Sport zwischendurch, schön Kochen. Jogginghose statt teurem Anzug. Familienleben statt Kollegenschnack. Hund statt Büropflanzen.

Wer hybride Teams führen will, muss jetzt Emotionen mögen!

 

Eines ist wohl allen klargeworden: ein Zurück zum bekannten Zustand wird es nicht geben! Wenn uns aber die Richtung oder unser Fokus verloren gegangen ist, erleben wir großen mentalen Stress. Unser Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle wird nämlich nicht befriedigt, was häufig zu negativen Emotionen führt.

Die Emotionen in Teams reichen von Unsicherheit, Angst, Frustration hin zu Resignation, Traurigkeit oder Ärger. Manche zeigen ihre Gefühle deutlich, andere wiederum kaschieren sie hinter einer fröhlichen Fassade.

Als Führungskraft solltest du keine Angst vor Emotionen in deinem Team haben, sondern sie wahrnehmen und in eine konstruktive Richtung steuern, damit es deinem Team in der neuen hybriden Arbeitswelt gut geht und es motiviert performen kann.

Nach dem amerikanischen Neurowissenschaftler Prof. Richard Davidson sind Awareness, Verbundenheit, Einsicht und Sinnhaftigkeit die entscheidenden Faktoren, um mit Emotionen umzugehen und das Wohlbefinden und die mentale Fitness zu stärken.

Teams meistern die Herausforderungen der hybriden Arbeit viel besser, wenn sie in einer Haltung des Wohlbefindens agieren. Sie entwickeln auch einen besseren Teamgeist und fühlen sich dem Team zugehörig.

Schauen wir uns das etwas näher an.

Mental fit in die hybride Arbeitswelt starten

Awareness

Bei Awareness (Bewusstheit) geht es um die Fähigkeit, aufmerksam zu sein, sich seiner selbst bewusst zu sein und sich zu konzentrieren.

Viele spüren eine Sehnsucht nach dem vertrauten Zustand von Sicherheit vor der Pandemie. Als wir gefühlt alles unter Kontrolle hatten. Wir kannten unseren Platz im Job, in der Familie und hatten eine Idee, wie unsere Zukunft aussieht. Es gab deutlich weniger unvorhersehbare Ereignisse und Ablenkungen. Wir konnten uns oft viel besser auf unsere Aufgaben konzentrieren.

Hybride Teams können mit achtsamkeitsbasierten Methoden trainieren, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt wahrzunehmen und den eigenen Fokus zu stärken. Hierfür eignet sich z. B. die Atemübung „1-Minute-Ankommen“ zu Beginn eines virtuellen Meetings. Sie steigert sowohl die Konzentration für das Meeting als auch das Gefühl, als Team gemeinsam Zeit zu verbringen und an einem Ergebnis zu arbeiten.

Verbundenheit

Viele Firmen registrieren eine nachlassende Bindung ihrer Mitarbeiter, die sich in Leistungsverlusten und in höherer Fluktuation spiegelt. Onboarding funktionierte in der Pandemie besonders schlecht: Viele neue Mitarbeiter kamen in der Zoomkonferenz nicht richtig bei den alteingesessenen Kollegen an.

Wir Menschen sind und bleiben soziale Wesen. Wir sind auf Bindungen zu anderen angewiesen, um uns zur Gruppe zugehörig zu fühlen. Deshalb ist es wichtig, dass ihr im Team passende Rituale und Verhaltensweisen findet, um die psychologische Sicherheit und das Vertrauen im Team zu stärken. Je menschlicher und persönlicher der virtuelle und hybride Kontakt gestaltet werden kann, desto größer wird die Verbundenheit ausgebildet.

Einsicht

Einsicht bedeutet ein gesundes Selbstverständnis, die Fähigkeit, selbstschädigende Narrative abzuwehren und sich schnell von widrigen Ereignissen zu erholen.
Es geht um die pragmatische Frage, wie Führungskräfte und Teams ihre selbstschädigenden Verhaltensweisen zurückstellen und sich mehr dem Wohlergehen des Teams zuwenden können, damit Performance und Ergebnisse stabil bleiben.

Meine Antwort darauf ist ein veränderter Führungsansatz: Führen und Teamgeist geprägt von Mitgefühl statt Egoismus. Mitgefühl bedeutet, sich in andere hineinzudenken und ihnen Hilfe anzubieten, wenn sie sie benötigen. Wir brauchen also Empathie, um die Situation des anderen nachempfinden zu können. Üben wir uns in Mitgefühl, gehen wir einen Schritt weiter und bieten unsere Hilfe an, auch wenn sie für uns eine Anstrengung bedeuten kann. Wenn wir erkennen, dass ein mitfühlendes Miteinander uns allen im Team hilft, entfaltet sich im Team die psychologische Sicherheit, die das Team durch künftige stürmische Zeiten trägt.

Sinnhaftigkeit

Unternehmen sollten erkennen, wie wichtig es in der hybriden Arbeitswelt ist, den Mitarbeitern sichtbar zu vermitteln, dass und wie sie mit ihrer Arbeit einen wichtigen und sinnvollen Beitrag leisten.

Teams empfehle ich ganz pragmatisch, dass sie sich darüber austauschen, welche Arbeitsweisen und Interaktionen für ihr hybrides Setting sinnvoll sind, damit das Engagement und die Leistungsbereitschaft zurückkehren. Ich frage die Teams gerne: Was braucht ihr, um euch am neuen hybriden Arbeitsplatz sicher und aufgehoben zu fühlen? Was braucht ihr von euren Teamkollegen und eurer Führungskraft, damit hybrides Arbeiten klappt?

Hybride Teams brauchen jetzt „Wir-Zeit“, um sich wieder zugehörig zu fühlen und neu auszurichten


„Wir-Zeit“ klingt für dich zu banal, um das Problem der schwindenden Zugehörigkeit und Neuausrichtung anzugehen? Stimmt, einfach nur zusammensitzen und Kaffee trinken reicht nicht aus.

Dein Team braucht jetzt vor allem persönliche Zeit, um das „Wir-Gefühl“ wieder zu spüren. Begegnung statt Bildschirm. Team-Atmosphäre statt Zuhause-Trott. Begeisterung statt Routinen. Vertrauensgefühl statt Anonymität. Der bevorstehende Jahresbeginn ist dafür besonders geeignet.

Die letzten eineinhalb Jahre haben bei uns allen mentale Spuren hinterlassen. Wir haben mit Bravour unser Leben organisiert, aber wie sieht es mit unserer mentalen Verfassung aus? Hier setze ich an, denn dieser Bereich wird fast immer vernachlässigt. Dabei zeigen die vier oben beschriebenen Faktoren, dass wir nur gut performen, wenn wir uns auch mental fit fühlen.

 

Wenn du also die „Wir-Zeit“ mit deinem Team sinnvoll nutzen möchtest, könntest du mit diesen drei Fragen starten:

  1. An jeden: Was sind deine drei größten Herausforderungen im Job und im Privaten und wie können wir dir als Team helfen?
  2. Ans Team: Wie stärken wir gemeinsam Vertrauen und Zugehörigkeit im hybriden Teamsetting?
  3. An dich: Welche Erwartungen hat mein Team an mich und welche neuen Erfolgsmuster brauche ich für die Führung meines hybriden Teams?

 

Wahrscheinlich fallen dir jetzt weitere Themenstellungen ein, um die Zugehörigkeit in deinem Team zu stärken.

Das ist eines der Symptome der aktuellen Entwicklungen: es gibt kein one-size-fits-all-Rezept fürs hybride Arbeiten, sondern nur individuelle Vorgehensweisen. Deshalb frag einfach dein Team und arbeite mit ihm gemeinsam an den wichtigen Fragen für eure erfolgreiche hybride Zusammenarbeit. Damit appellierst du an das Engagement deines Teams und entwickelst gleichzeitig die Übernahme von Verantwortung für den Teamerfolg weiter.

Ich wünsche dir viel Erfolg.